Euribor: Was ist das? Zinssatz, Berechnung und Darlehen erklärt – für Kapitalanleger

Euribor - Der Euribor ist ein wichtiger Zinssatz für viele Kreditnehmer in Europa. Er bildet die Grundlage zahlreicher Zinsprodukte, Darlehen und Wertpapiere. Aber was ist der Euribor eigentlich und wie wird er berechnet? Hier erfahren Sie alles, was Sie über den Euribor wissen müssen, von der Berechnung des Zinssatzes bis zu den Panel Banken. Außerdem: Die Vorteile und Nachteile eines Euribor-Darlehens erklärt.

Euro Interbank Offered Rate (Euribor) einfach erklärt

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist der Referenzzinssatz für Euro-Interbankenkredite. Er wird täglich von der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht und gibt an, zu welchem Zinssatz sich Europäische Banken gegenseitig Geld leihen. Auf seiner Grundlage basiert eine Vielzahl an Finanzprodukten, wie beispielsweise festverzinsliche Wertpapiere, Hypotheken und Zinsderivate. Der Euribor wird für verschiedene Laufzeiten berechnet, wobei der am häufigsten verwendete Euribor für eine Laufzeit von einem Monat ist.

Euribor: Das Wichtigste auf einen Blick

Bevor wir uns den Euribor im Detail anschauen, hier das Wichtigste zusammengefasst:

  • Referenzzinssatz für Euro-Interbankenkredite
  • Grundlage zahlreicher Finanzprodukte
  • Ermittlung anhand der Meldungen der Panel Banken
  • Berechnung durch die Europäische Zentralbank

Wie wird der Euribor ermittelt?

Ermittelt wird der Euribor anhand eines Ausschusses europäischer Banken - den so genannten Panel-Banken. Diese Banken melden täglich die Kosten ihrer Interbankenkredite zu verschiedenen Laufzeiten an die EZB. Sind alle Daten bei der EZB eingetroffen, wird der Euribor anhand des Durchschnitts aller Meldungen abzüglich eines Sicherheitsaufschlags ermittelt. Der Sicherheitsaufschlag dient dazu, die Stabilität des Euribor zu gewährleisten und eventuelle Verzerrungen in den Meldungen der Panelbanken auszugleichen.

So wir der Euribor ermittelt:

  • Panel-Banken melden Kosten der Interbankenkredite
  • EZB ermittelt Durchschnitt
  • Sicherheitsaufschlag wird dazu gerechnet

Die genaue Höhe der Euribor-Zinssätze werden in erster Linie durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Dabei gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die den Euribor ebenfalls beeinflussen. Welche dazu gehören, schauen wir uns nun genauer an.

Wichtige Faktoren: Inflation, Wirtschaftswachstum & Co.

Ein wichtiger Faktor ist die Geldmarktliquidität, also die Menge an Geld, die im Finanzsystem zur Verfügung steht. Je mehr Geld im Finanzsystem verfügbar ist, desto niedriger ist in der Regel der Euribor, da sich Banken in diesem Fall gegenseitig zu günstigeren Konditionen Geld leihen können.

Ein weiterer Faktor ist die Inflation. Eine höhere Inflation kann dazu führen, dass die Zentralbank den Leitzins erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Dies kann wiederum dazu führen, dass sich die Banken gegenseitig zu höheren Zinsen Geld leihen, was sich auf den Euribor auswirken kann.

Auch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und die Finanzmarktlage können Einfluss auf die Höhe des Euribor haben. Wenn beispielsweise die wirtschaftliche Lage schwächer ist, kann dies dazu führen, dass sich Banken unsicherer fühlen und daher nur bereit sind, sich gegenseitig zu höheren Zinsen Geld zu leihen.

Diese Faktoren beeinflussen die Höhe des Euribors:

  • Angebot und Nachfrage
  • Geldmarktliquidität
  • Inflationsrate
  • wirtschaftliche Entwicklung
  • Kreditwürdigkeit
  • Vertrauten der Banken
  • Vertrauen der Verbraucher

Der Euribor dient also als wichtiger Basiszinssatz für viele Zinsprodukte, Wertpapiere und langfristigen Anleihen. Doch auch für private Anleger spielt der Euribor eine wichtige Rolle.

Was bedeutet der Euribor für Immobilien?

Der Euribor wirkt sich auch auf die Zinssätze von Immobilienfinanzierungen aus.

Möchten Sie zum Beispiel Ihr Haus oder Ihre Wohnung im Rahmen eines Immobilien Teilverkaufs veräußern, berechnen manche Teilverkauf Anbieter die Höhe des Nutzungsentgelts ebenfalls auf Basis des Euribor-Zinssatzes. Der Euribor wird auch dann interessant, wenn Sie eine Immobilie bauen, kaufen oder sanieren möchten und dafür ein Immobiliendarlehen benötigen. Entscheiden Sie sich für ein Darlehen, dessen Verzinsung vom Euribor-Zinssatz abhängt, wird dann von einem Euribor-Darlehen gesprochen.

Euribor-Darlehen bei der Baufinanzierung

Was versteht man unter Euribor-Darlehen? Euribor-Darlehen sind Darlehen, deren Zinssätze an den Euribor gekoppelt sind. Das heißt, dass der Zinssatz für das Darlehen periodisch an den aktuellen Euribor angepasst wird. In der Regel wird der Euribor für eine bestimmte Laufzeit, zum Beispiel für einen Monat oder ein Jahr, als Basiszinssatz verwendet.

Flexibler Zinssatz als Vorteil

Euribor-Darlehen werden oft von Banken angeboten und dienen als Alternative zu festverzinslichen Darlehen, bei denen der Zinssatz für die gesamte Laufzeit des Darlehens festgelegt wird. Der Vorteil von Euribor-Darlehen ist, dass der Zinssatz flexibel an die aktuelle Zinsentwicklung angepasst werden kann. Somit kann ein Euribor-Darlehen für den Darlehensnehmer günstiger sein, als ein festverzinsliches Darlehen.

Die größten Vorteile auf einen Blick:

  • flexibler Zinssatz
  • günstiger als ein festverzinsliches Darlehen

Allerdings birgt ein Euribor-Darlehen auch das Risiko, dass der Euribor steigt, was einen teureren Darlehenszinssatz mit sich bringt. Es ist daher wichtig, dass Darlehensnehmer sorgfältig abwägen, ob ein Euribor-Darlehen für sie geeignet ist und sich über die Risiken im Klaren sind.

Doch wie erfolgt die Berechnung des Zinses?

Zinssatz Berechnung: ACT/360 Methode

Die Berechnung des Zinssatzes richtet sich nach dem ACT/360 Verfahren. Hierbei handelt es sich um eine Methode zur Berechnung von Zinsen, bei der davon ausgegangen wird, dass ein Jahr 360 Tage hat und jeder Monat 30 Tage. Die Berechnung des Zinses erfolgt demnach auf der Basis von 360 Tagen pro Jahr.

Bei der Berechnung des Euribor Zinses auf Grundlage der Methode ACT/360 wird der Zinssatz, der für einen bestimmten Zeitraum gilt, prozentual auf das ausgeliehene Kapital angewendet. Der berechnete Zinsbetrag wird dann entsprechend der Anzahl der Tage, die das Kapital tatsächlich ausgeliehen war, auf den Zeitraum umgerechnet.

Panel Banken: Deutsche Bank, Commerzbank & Co.

Wie bereits erwähnt, liegen der Berechnung des Euribors die täglich gesammelten Meldungen der so genannten Panel Banken zu Grunde. Diese werden aufgrund ihrer Bedeutung für den Interbankenkreditmarkt in der Eurozone ausgewählt und sollen ein repräsentatives Bild der Zinsstruktur auf dem Interbankenmarkt vermitteln. Welche Bank letztendendes zu den Euribor Panel Banken gehört, wird vom Bankenverband EBF entschieden. Auch deutsche Banken gehören dazu.

Hier ein Überblick:

  • Landesbank Berlin
  • Landesbank Baden-Württemberg Girozentrale
  • Landesbank Hessen Thüringen Girozentrale
  • Bayerische Landesbank Girozentrale
  • Norddeutsche Landesbank Girozentrale
  • Deutsche Bank
  • Commerzbank
  • DZ-Bank

Fazit: Euribor auch für Kapitalanleger wichtig

Der Euribor spielt sowohl für die europäischen Banken selbst, als auch für private Bankkunden und Kapitalanleger eine wichtige Rolle, da sich die Zinsberechnung vieler Finanzprodukte nach ihm richtet.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Euribor nicht den tatsächlichen Zinssatz widerspiegelt, zu dem Banken sich gegenseitig Geld leihen, sondern lediglich einen Durchschnittswert darstellt. Die tatsächlichen Konditionen für Interbankenkredite können von Bank zu Bank variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Bonität der Bank, der Marktliquidität und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage.